„Natürlich wild“, kompakt und fordernd: die Rallye Australien
Der Veranstalter nennt die Rallye Australien „natürlich wild“, die Fahrer und Beifahrer mögen sie wegen ihrer enormen Kompaktheit. Alle Wertungsprüfungen liegen innerhalb eines Radius’ von 55 Kilometern im Hinterland des Rallye-Zentrums der Hafenstadt Coffs Harbour. Und sie zeigen zwei unterschiedliche Gesichter. Sie führen allesamt über Schotter, über gesperrte öffentliche Straßen mit schnellem, flüssigem Charakter einerseits und über enge und verwundene Abschnitte im dichten Wald andererseits.
Der geringen Einwohner-Dichte zum Trotz kann sich die Rallye Australien eines hohen Zuspruchs der Fans sicher sein. Ein Grund dafür sind die in Australien sehr beliebten Zuschauerprüfungen, die mit großem Begleitprogramm wie Konzerten oder Feuerwerken perfekt inszeniert werden. Die SS „Coffs“ wird bei Dunkelheit direkt am Hafen der Kleinstadt inmitten des Serviceparks ausge tragen, einen Steinwurf vom Pazifischen Ozean entfernt. Im leicht hügeligen Hinterland der Coffs Coast steht zudem die wunderschöne WP „Shipmans“ auf der Rallye-Agenda. Ihre 29,03 Schotter-Kilometer sind beim zweiten Durchgang am Rallye-Sonntag Abschluss der Rallye und Austragungsort der sogenannten Powerstage, in der Zusatzpunkte für die besten Drei vergeben werden. Highlight dieser Wertungsprüfung ist zweifellos die spektakuläre Wasserdurchfahrt durch den Tallawudjah Creek nach etwa 4,5 Kilometern. Dieser „Watersplash“ befindet sich hinter einer schnellen Linkskurve, nach der die Piloten meist im Powerslide auf das Wasser zufliegen.
Latvala/Anttila und Australien – „Nordisch by Nature“ trifft „Wild by Nature“
Der finnische Fahrstil passt scheinbar perfekt zu den Bedingungen mit schnellen, flüssig zu durchfahrenen Schotter-Abschnitten, wie sie bei der Rallye Australien herrschen. Denn die vergangenen drei Ausgaben in den Jahren 2011, 2009 und 2006 gingen allesamt an Mikko Hirvonen/Jarmo Lehtinen, die in dieser Saison für Citroën an den Start gehen. Und auch das finnische Duo Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila, seit 2013 Werksfahrer von Volkswagen, verbindet die Rallye Australien mit positiven Resultaten: 2006 wurden sie Sechste, 20 09 Vierte und 2011 Zweite – die Tendenz zeigt nach oben.
Neuland – die Entdeckung von Terra Australis für Mikkelsen/Nagle
Für Volkswagen Werksfahrer Andreas Mikkelsen bedeutet die Rallye Australien die Entdeckung des Neuen. Erstmals setzt Mikkelsen unmittelbar vor der zehnten Saisonrallye den Fuß auf diesen Kontinent und erlebt dort seine Wettbewerbspremiere. Und auch, wenn das Cockpit des Polo R WRC die vertrauteste Umgebung für Mikkelsen im „südlichen Land“ darstellt, muss er sich auch hier auf neue Gegebenheiten einstellen. Da sein Stammbeifahrer Mikko Markkula (FIN) verletzungsbedingt pausieren muss, steht Mikkelsen mit Paul Nagle (IRL) ein erfahrener Ersatzmann zur Seite. Nagle gewann wie Mikkelsen seinerzeit die Intercontinental Rally Challenge (IRC).
Bei der Rallye Australien hat Sébastien Ogier zum zweiten Mal die Gelegenheit, alles klarzumachen. Voraussetzung hierzu ist, dass er neun WM-Punkte mehr einfährt als sein derzeit schärfster Verfolger Thierry Neuville (Ford) und einen mehr als Volkswagen Teamkollege Jari-Matti Latvala. Beim Blick auf die weiteren Verfolger genügt es, den Vorsprung zu wahren. Sollte Ogier die Rallye sowie die abschließende Powerstage gewinnen, müsste Neuville jeweils Zweiter werden, um die Entscheidung in der Fahrer-WM zu vertragen. Eine mögliche Variante, wenn auch nicht die wahrscheinlichste: gelänge Volkswagen zum ersten Mal überhaupt ein Doppelsieg, bei dem Ogier die Rallye gewinnt und in der Powerstage mindestens Zweiter wird, wäre die Fahrer-WM zugunsten des Franzosen entschieden.