Berliner Polizei-Polo auf Basis Polo 2F
Dieser Artikel ist in POLO intern Ausgabe Nr. 23 (Juli 1998) erschienen.
Hand auf´s Herz: Wer hat nicht ein mulmiges Gefühl, wenn man einen Streifenwagen im Rückspiegel erblickt? Plötzlich kommen einem viele Fragen in den Sinn: „Fahre ich zu schnell?“, „Habe ich an der letzten Stop-Stelle auch wirklich gehalten?“ – und, dies wird sicherlich viele Polo-Fahrer am dringendsten beschäftigen: „Sind wirklich alle Umbauten und Veränderungen am Fahrzeug auch eingetragen?“.
Mir jedenfalls kam eine ganz andere Frage in den Sinn, als ich vor knapp zwei Jahren einen Streifenwagen im Rückspiegel entdeckte: „Das ist … nein, das kann nicht sein … doch, das ist ein VW Polo“. Ich fuhr rechts ran und schaute verdutzt dem Streifenwagen hinterher. Ich möchte gar nicht wissen, was die Beamten von mir dachten, dem verrückten Süddeutschen, der auf Berliner Straßen einen Polo-Streifenwagen bestaunte, als sei es eine fliegende Untertasse aus dem Weltall.
Von zu Hause gewohnt war ich Passat, Audi, Mercedes und einen Porsche 911´er im grün/weißen Gewand, so daß mir der Polo doch sehr exotisch vorkam. Daher folgte auch wenige Tage später ein Anruf bei Volkswagen, um mich nach meiner Entdeckung zu erkundigen. Doch selbst mein freundlicher Draht nach Wolfsburg war mit meinen Fragen überfordert. Was lag also näher, als sich direkt mit der Direktion 2 der Berliner Polizei in Verbindung zu setzten?
So war zu erfahren, daß der Polo IIF Steilheck seit April 1992 als Streifenwagen im Einsatz ist. In grün/weiß lackiert und mit Blaulicht auf dem Dach wurden damals erstmals zehn Fahrzeuge des Typs VW Polo angeschafft. Weitere fünf Fahrzeuge folgten im Februar 1993.
Die Entscheidung für dieses Fahrzeug lag einerseits im kostengünstigen Anschaffungspreis und in der Wendigkeit aufgrund der geringen Größe dieses Fahrzeuges. Als motortechnische Basis entschied man sich für das Aggregat mit 40 kW (55 PS), das mit seinem 1272 ccm großen Hubraum die für den Polo zugedachten Aufgaben durchaus zur Zufriedenheit erfüllen kann. Daß wilde Verfolgungsjagten in gewohnter Krimimanier wenig mit der Realität gemein haben, dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben. Und so liegt die Bestimmung der angeschafften Polos grundsätzlich im Bereich der Streifentätigkeit im mobilen Objektschutzes.
Insgesamt wurden von der Berliner Polizei 16 Polo angeschafft, von denen derzeit noch zwölf im Einsatz sind. Beachtlich sind die Laufleistungen der Fahrzeuge, die teilweise über 300 000 Kilometer liegen. Unser für den Fototermin zur Verfügung gestelltes Fahrzeug wies einen Kilometerstand von knapp 331 000 Kilometer auf. Für einen Wagen dieser Bauart ein durchaus beachtliches Ergebnis.
Ebenso beachtlich wie die große Laufleistung ist der Aufwand, bis ein Serienfahrzeug in den Dienst der Polizei gestellt werden kann. So ist die grün/weiße Farbgebung vorgeschrieben, die nachträglich angebracht wird. Dies bedeutet, daß alle grünen Bestandteile sehr aufwendig nachträglich lackiert wurden. Aus Kostengründen werden heute diese Farbteile per Folie aufgeklebt.
Auch der Einbau der Sondersignalanlage, gemeinhin als Blaulicht bezeichnet, wird durch eine Kundendienstwerkstatt von Volkswagen vollzogen. Die Steuerung fand unterhalb der Heizungsregler Platz. Ebenfalls nachträglich angebracht wird das Funkgerät samt benötigter Anbauteile wie das Mikrofon, das innerhalb der eigenen Polizeibehörde vorgenommen wird. So stellt sich natürlich die Frage, was mit den Fahrzeugen passiert, wenn Sie vom Polizeidienst „entlassen“ werden. Denn eben alle mühsam angebrachten polizeitypischen Einbauteile müssen für den Verkauf über einer Versteigerung wieder ausgebaut werden. Ob der noch zu erzielende Verkaufspreis die Wandlung in den Ursprungszustand rechtfertigt, bleibt bei der großen Laufleistung eher zu bezweifeln.
Interessant ist auch die Beschaffung von Fahrzeugen; sie ist mit einem privaten Kauf nicht vergleichbar. So schreibt die Behörde ihren Bedarf öffentlich aus (Pflichtenkatalog). Auf diese Ausschreibung können sich Firmen melden und innerhalb der gesetzten Frist ihre Angebote abgeben. Zuschlag bekommt die Firma mit den günstigsten Angebot.
Polo III bei der Polizei? Es wurden schon welche gesichtet. Und wir bleiben am Ball … MB#
Mit freundlicher Unterstützung von Herrn Polizeikommissar Binert