Studie Polo Sprint: Der Polo mit Heckmotor
Original POLO intern-Artikel Ausgabe 14 (Juli 1995)
„Zurück zum Käfer“, dachten viele Journalisten, als Volkswagen zur Bilanz-Pressekonferenz 1983 die Forschungsstudie „Polo-Sprint“ vorstellte. Heute ist diese Kuriosität im Volkswagen-Museum zu besichtigen. Der Polo-Sprint war ein reines Studienfahrzeug. Geforscht wurde nach dem Fahrverhalten bestimmter Antriebskonzepte bei hoher Leistung und extremen Anforderungen an das Fahrwerk. Kurzerhand (einfach gesagt, doch in Realität ein großes Problem) verwandelten die Wolfsburger Forscher unter weitgehender Verwendung von Serienteilen einen Polo Steilheck in ein Heckantriebsfahrzeug mit hoher Leistung.
Die Konzeption leuchtet ein, denn bekannt ist aus jahrzehntelanger Erfahrung, daß besonders bei einem leichten Fahrzeug der serienmäßige Vorderradantrieb an Grenzen stößt. Irgendwann drehen die Räder bei hohem Drehmoment des Motors durch. Durch die Heckantriebseinheit des Polo-Sprint aber vergrößert sich die Hinterachslast und damit das übertragbare Drehmoment.
Ziel der Studie „Polo-Sprint“ war es, eine für den Antrieb günstige Achsverteilung zu erreichen. Der auf eine Leistung von 156 PS (115 kW) bei 5750 Umdrehungen modifizierte 1,9-Liter-Wasserboxermotor mit Digijet-Einspritzung und G-Lader wurde vor der Hinterachse eingebaut. Neben Wasser- und Ölkühler erhielt der Motor in bester Ladermanier einen Ladeluftkühler. So ausgestattet macht der Polo-Sprint seinem Namen alle Ehre. Er erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 207 km/h mit einem Getriebe, das aus dem Transporter stammt, und das mit fünf Gängen der Motorleistung angepaßt wurde.
Für all das waren natürlich umfangreiche Umbauarbeiten erforderlich. Doch trotz des größeren Platzbedarfs für das modifizierte Aggregat konnten die zwei Rücksitze erhalten bleiben. Kraftstoffbehälter und Reserverad mußten allerdings nach vorn verlegt werden.
Als Antriebsachse wurde die im Serien-Polo verwendete Verbundlenkerachse ausgebildet, die unter dem Motor-Getriebeblock Platz fand. An ihren hinteren Enden wurden Passat-Vorderachsschwenklager hochkant eingeschweißt, durch die der Antrieb geführt werden konnte. Die Verbundlenkerachse mußte dabei tiefer gesetzt werden.
Im Dienste der Forschung haben die Wolfsburger das Feder-Dämpfer-System härter ausgelegt und die Sturz- und Spurwinkel der neuen Situation angepaßt; damit hohe Endgeschwindigkeiten und scharfes Kurvenverhalten beherrschbar sind. Dazu kommen Spoiler, die dafür sorgen, daß die Auftriebswerte extrem niedrig sind.
Begeisterte Polo-Sprint-Testfahrer fassen das Negativ-Urteil in dem Satz zusammen: „Leider ist er nicht käuflich!“. MB#“