Wenn die Luft dünner wird: cleveres Engineering für einzigartige Bedingungen

Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila (FIN/FIN), Volkswagen Polo R WRC
Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila (FIN/FIN), Volkswagen Polo R WRC

Als würde man beim Joggen durch einen Schnorchel atmen: Die Höhenlagen der Sierra de Lobos und der Sierra de Guanajuato verstärken den Effekt, den der laut Reglement vorgeschriebene Luftmengenbegrenzer ohnehin schon auf die 1,6-Liter-Turbomotoren hat. Denn die Luft, die durch die 33 Millimeter enge Öffnung angesaugt wird, bietet in der Höhe Mexikos weniger Sauerstoff als anderenorts. Die Folge: eine weniger effiziente Verbrennung. Mit dem sinkenden Sauerstoffanteil der Luft haben beispielsweise die Turbolader auch mechanisch zusätzlich zu kämpfen. Um bei weniger Luftwiderstand eine Überlastung dieses Bauteils zu verhindern, greifen die Ingenieure in die Motorsteuerung ein. Es gilt das Prinzip: so wenig wie möglich, so viel wie gerade nötig. Trotzdem sinkt die Leistungsausbeute verglichen mit der Rallye Schweden – bei der beinahe ideale Bedingungen herrschen – um bis zu 30 Prozent.

„Einerseits sinkt mit der Höhe der Luftdruck und damit der Sauerstoffgehalt der Luft, andererseits auch der Luftwiderstand im Turbolader, der damit höhere Drehzahlen erreicht als bei allen anderen Rallyes“, so Dr. Donatus Wichelhaus, Leiter Motorenentwicklung bei Volkswagen Motorsport. „Um seine Standfestigkeit weiterhin zu gewährleisten, gleichzeitig aber so wenig Leistung wie möglich zu verlieren, haben wir uns bereits in den vergangenen Jahren mit verschiedenen Simulationen auf die ‚Mexiko‘ vorbereitet.“

Preis des Erfolgs: frühe Startpositionen und die Kunst des schnellen Straßenfegens

Straßenkehrer gehören zu den Berufsgruppen, die stets früh mit der Arbeit beginnen. Das gilt auch in der Rallye-Weltmeisterschaft. Wer die Route eröffnet, befreit die Ideallinie auf den Wertungsprüfungen für die Nachfolgenden vom losen Schotter. Diese Ehre wird dank ihrer WM-Platzierung zum Großteil den Volkswagen Piloten zuteil. Seit Anfang 2015 eröffnen die Spitzenreiter des Gesamtklassements die ersten beiden von drei Rallye-Tagen. Sébastien Ogier/Julien Ingrassia sind deshalb in Mexiko am Freitag und Samstag die Ersten auf der Piste, gefolgt von Thierry Neuville/Nicolas Gilsoul (Hyundai) und ihren Volkswagen Teamkollegen Andreas Mikkelsen/Ola Fløene sowie Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila. Die Rallye Mexiko gilt als die Rallye im Kalender, bei der sich der Straßenfeger-Effekt am deutlichsten bemerkbar macht. Der Schicht feinen und losen Schotters ist in Mexiko dicker als bei anderen Rallyes.

Rückblick macht gute Laune: erfolgreiche Volkswagen Bilanz in Mexiko

Die Rallye Mexiko gehört zu den zehn Saisonläufen, bei denen der Polo R WRC noch ungeschlagen ist. Hier siegte das World Rally Car aus Wolfsburg 2013 zum allerersten Mal auf Schotter. Sébastien Ogier/Julien Ingrassia triumphierten seinerzeit trotz „Gate-Gate“, als sie wertvolle Zeit vor einem geschlossenen Viehgatter einbüßten. 2014 wiederholten sie diesen Erfolg, am dichtesten verfolgt von ihren Volkswagen Teamkollegen Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila. In beiden Ausgaben zusammen gingen bislang 31 von 45 Wertungsprüfungen an eines der Volkswagen Duos.

FIA Rallye-Weltmeisterschaft (WRC), Punktestände
Fahrer-Wertung
Punkte
1. Sébastien Ogier 53
2. Thierry Neuville 30
3. Andreas Mikkelsen 30
4. Jari-Matti Latvala 19
5. Mads Østberg 14
6. Elfyn Evans 14
7. Ott Tänak 12
8. Hayden Paddon 10
9. Kris Meeke 10
10. Dani Sordo 8
11. Martin Prokop 6
12. Sébastien Loeb 6
13. Yurii Protasov 2
Beifahrer-Wertung
Punkte
1. Julien Ingrassia 53
2. Nicolas Gilsoul 30
3. Ola Fløene 30
4. Miikka Anttila 19
5. Jonas Andersson 14
6. Daniel Barritt 14
7. Raigo Mõlder 12
8. John Kennard 10
9. Paul Nagle 10
10. Marc Marti 8
11. Jan Tománek 6
12. Daniel Elena 6
13. Pavlo Cherepin 2
Hersteller-Wertung
Punkte
1. Volkswagen Motorsport 68
2. Hyundai Motorsport 55
3. M-Sport 32
4. Citroën Total Abu Dhabi WRT 20
5. Volkswagen Motorsport II 15
6. Jipocar Czech National Team 10
7. FWRT 1
8. Hyundai Motorsport N 1