Der Einser mit neuem Make-up. Gestreßter Lackierer und Freund, der einen Ladermotor einbauen mußte.
Aus POLO Intern 22/99 vom Januar 1998
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Satte 40 Pferdestärken hatte der Einser-Polo anzubieten, den Karin Mittermeier 1995 für 500 Mark erstand. Er stammte aus dem Erstbesitz einer älteren Dame und paßte sich im Laufe seines Autolebens zusehends der Besitzerin an. Was bei Menschen nicht ohne weiteres möglich, konnte am Polo vollzogen werden: Eine Verjüngungskur. Und nach tiefen Einschnitten an den hinteren Radläufen, dem Heckblech und dem Einstieg sowie dem vorderen Radhaus auf der linken Seite, war die Basis für einen nicht alltäglichen Polo gelegt. Auch eine Leistungssteigerung wurde fest eingeplant; man begnügte sich vorerst mit 60 PS. Nach erfolgreicher Verjüngungskur sollte ein neues Make-up den Einser in neuem Licht erscheinen lassen. Und da Individualismus jedem Fahrzeug gut steht, entschied man sich, die folgende tiefschwarze Lackierung mit einem gelben Puzzle-Muster aufzuhellen. Nicht freuen konnte sich darüber der Lackierer, als mit ihm die Pläne für das Make-up besprochen wurde. Doch auch er war über das gelungene Ergebnis sichtlich überrascht.
Da die Änderung von Äußerlichkeiten noch keinen neuen Menschen oder ein neues Fahrzeug ausmachen, mußten noch weitere Änderungen vollzogen werden. Für Stabilität und Fahrvergnügen sorgen seither ein Konifahrwerk, RSL-Alus in 7×13 und ein Wichert-Bügel, die die Verjüngungskur erst einmal abrundeten. So fuhr Karin ihren Polo erst einmal ein Jahr, bis die Frage nach einem Kat aufkam. Und für sie, da war sie sich sicher, kam nur ein Kat in Verbindung mit einem G-Lader in Frage. So beauftragte sie ihren Freund Thommy, sich nach einem geeigneten Spenderfahrzeug umzusehen. Dieser wurde nach langer Suche in Schwäbisch Hall fündig. Zum Wohle des Polo I wurde ein Unfall G40 Baujahr 1993, den eigentlich nur einige Beulen im Seitenteil entstellten, zur Basis neuer Fortbewegung.
Da Frau heute Selbstbewußtsein zeigt, erhob Karin den Anspruch, das Motorimplantat dürfe von außen nicht für Jederman sichtbar sein. Nach dem Einbau des Motors samt Tank und Hinterachse stand ihr Freund vor einem Problem, das schon viele Bastler vor ihm plagte: Wohin mit dem Ladeluftkühler? Nach vielen Stunden und unzähligen Zigaretten war die Lösung gefunden und die Beziehung gerettet. Thommy entschied sich, den Kühler liegend auf dem linken Dom anzubringen und vom Front- blech aus über einen Schlauch im Radhaus zu belüften. Glücklicher Weise stand zum gleichen Zeitpunkt ein Fiat Panda einer Bekannten im Hof, der kurzerhand seiner Motorhaube beraubt wurde und so das Haubengitter für die Abluft des Ladeluftkühlers spendierte. Und da die Besitzerin des Pandas von der Entnahme nichts merken durfte, suchte man schnell nach einer neue Haube.
Problem gelöst, Beziehung gerettet? Nicht ganz. Denn um das Wohlbefinden beim Fahren der Technik anzupassen, drängte Karin darauf, die Innenausstattung des Schlacht-G40 in ihren Einser zu übernehmen. Es scheint schon eine besondere Beziehung zwischen den beiden zu sein: Normalerweise ist die Bastelei in der Garage der Partnerin ein Dorn im Auge, doch hier drängte sie ihren Freund förmlich, unzählige Stunden in der Garage zu verbringen.
Eine perfekte Beziehung? Angespornt durch Freundin und seiner Behauptung, daß dieser Umbau durchaus möglich ist, begann die große Fummelei. Doch wer große Töne spuckt, muß zu seinem Wort stehen. Und nach vielen Stunden war diese Hürde genommen. Nachahmung? Nicht ohne weiteres zu empfehlen, da bei diesem Vorhaben zuerst gar nichts ohne weiteres übernommen werden kann. Vor allem die Übernahme der Türverkleidungen, so rät Thommy, ist nicht zur Nachahmung zu empfehlen.
Nachdem nun noch einige „Spielereien” wie Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber, Musikanlage und Airbrush-Lenkrad Einzug in den Einser hielten, läßt sich nun der Polo seit über 20 000 Kilometer täglich bequem und ohne jede „Macken” bewegen. Und es bereitet seiner Besitzerin immer wieder eine Art Genugtuung, wenn es einige „Möchtegern”-Sportwagenfahrer nicht fassen können, daß so ein kleiner Polo auf der Straße mithalten kann. Und ihr Freund? Nun, nach Beendigung des Polo-Projektes durfte auch er aus seinem Schattendasein austreten, und die Garage verlassen. Doch wie wir alle wissen, gibt es bei solchen Fahrzeugen immer wieder was zu „fummeln”.