Auch Gänserich Guntram bekam sofort einen langen Hals, als er Gerhard Mays 6N erblickte, Dr. Doolittle hätte sein Geschnatter wahrscheinlich folgendermaßen übersetzt: „Mein lieber Schieber, wenn Du statt Blech Federn hättest, würde ich Dir mal zeigen, warum man mich im Stall auch FLYING VIAGRA nennt!“
Bei diesem Blechkleid bekommen aber auch viele Polo-Fahrer feuchte Hände. Beispiele gab es während des Fotoshootings zuhauf. Sei es eine junge Dame in ihrem Golf, die sich den Kopf verdrehte oder einer der reichen denen mehrfach der Ausspruch „geiler Polo!“ über die Lippen ging. Und diese, wenn auch kleinen Anerkennungen, bestätigen jedem, der so viel Arbeit und Zeit in seinen Polo investiert hat, wie Gerhard, dass dies kein Fehler war. Und Gerhard ist, was dies betrifft, Wiederholungstäter. Bereits sein vorheriger schwefelgelber IIF wusste durch individuelle Umbauten zu überzeugen.
Gerhards 98´er Colour Concept-Modell wird mit 100 PS aus dem kleinen 16V-Aggregat angetrieben. Und diese sind auch notwendig, um die reichhaltige Ausstattung sportlich zu bewegen. Gerhard konnte es als gelernter Kraftfahrzeugmechaniker kaum abwarten, seinen vollausgestatteten Edelpolo durch zahlreiche Ergänzungen noch edler zu machen. Hierzu gehören neben zwei Zusatzinstrumenten, der Alarmanlage inklusive Fernbedienung für Türen und Heckklappe, auch eine Sony Minidisc und Wechsler-Anlage mit äußerst druckvollen Ausgangskomponenten. Eine Rockfort Fosgate Punch 100 mit Kondensator versorgt neben einer Visatonablage mit vier 20´er Bässen und zwei Hochtönern auch ein JBL 30er Subwoofer der Serie GT 1000. Das Ergebnis sind mächtige 142 DB Schalldruck!
Natürlich sind die exklusiven HiFi-Elemente in wohnlichen Verlourteppich gefasst. Und damit Gerhard auch des nachts im Kofferraum den Durchblick behält, hat er kurzerhand rechts und links Seitenblinker zur Beleuchtung installiert. Auch an der Mittelkonsole und den Türverkleidungen legte er Hand an und erhöhte durch Lackierung das luxuriöse Ambiente.
Dass sein Arbeitseifer auch vor dem Motor nicht halt gemacht hat, ist bestimmt nicht verwunderlich. Ein hochglanzpolierter Ventildeckel samt Hitzeblech sowie das glänzende Motorlager nebst Klimatrockner lassen auf sehr viel Arbeit schließen. Und da man Plastik leider nicht polieren kann, wurde es der Schönheit wegen einfach Innenfarbe lackiert.
Doch was nützt einem das schönste Innenleben, wenn das Äußere nichts hermacht. Denn erst das schöne Äußere erweckt die Neugier, um schließlich auch nach dem Inneren zu schauen. Also ließ such Gerhard auch da nicht lumpen. Als erstes wurde die Originalkanten an allen vier Kotflügel um drei Zentimeter verbreitert, denn schließlich sollten hier schon bald Felgen der Dimension 8×14 bei einer KW-Gewinde-Tieferlegung von 100 Millimeter Platz finden. Die Kanten waren kaum abgekühlt, da wurden auch schon die Löcher der Seitenblinker entfernt. Und zur Fertigstellung der gewünschten Front wurde noch ein VW-loser Grill verbaut, damit der „böse Blick“ so richtig zur Geltung kommt.
Jetzt konnte er sich an den Seiten entlang zum Heck vorarbeiten. Zierleisten? Ballast! Schloß am Türgriff? Überflüssig! Heckwischer? Wozu habe ich Außenspiegel?! VW-Zeichen und Griff an der Heckklappe? Baah, wie unästhetisch! Original Rückleuchten? Black is beautiful! Schließlich blieb nur noch die Entscheidung nach den passenden 8×14 Felgen, denn bei den Pneus hatte er sich schon für Dunlop in 195/45 entschieden. Zuerst waren es die Kreuzspeichenfelgen von Steffan, doch da es Gerhard nun mal gerne poliert mag, wechselte er zum Steffan Cuprad, was hochglanzpoliert zum richtigen Eyecatcher wird.
Jedoch soll dies noch nicht das Ende der Fahnenstange gewesen sein. Denn seit einiger Zeit flirtet Gerhard mit einer professionellen Leistungssteigerung aus dem Hause Oettinger. Und vorausschauend wie er nun mal ist, hat er hierfür sogar schon die Übersetzung des fünften Ganges von 0,89 auf 0,75 geändert. Schließlich soll sein „BLACKBEAUTY“ auch mit vielleicht 120 oder 130 Pferdestärken nicht nach ein oder zwei Jahren an Herzversagen eingehen. Dies ist auch das, was wir jedem liebevoll zurecht gemachten Polo wünschen. Ein langes, sorgenfreies Autoleben.
Dieser Artikel ist im Original erschienen: POLO intern Ausgabe 26, März 1999