Zwei Freunde, zwei Einser und trotzdem grundverschiedene Fahrzeuge.
Aus POLO Intern 23/98 vom Juli 1998
Lieber´n Einser in der Garage, als ´n Secher im Lotto, dachten sich Gregor Guski aus Krefeld und Matthias Brems aus Rheinberg, als sie auf den Gedanken kamen, ihre Zukunft einem VW Polo zu widmen. Doch das war auch schon alles, bei dem sie einer Meinung waren, denn schon vom Grundkonzept her gingen die beiden Freunde beim Aufbau ihrer Fahrzeuge getrennte Wege.
Gregor stand von vorneherein auf dem Standpunkt: „Mein Renner muß dezent und klassisch wirken”, weswegen er sich beim Aufbau der Karosse zwischen den Jahren 1995 und ´96 für die wieder in Mode gekommene Audi 50-Optik entschied. So wurde die Karosserie leicht gezogen, um den geplanten Graku-Rennsportfelgen genügend Spielraum zu bieten, denn Spurverbreiterungen von zehn Millimeter an der Vorder- und 30 Millimeter an der Hinterachse verstärkten den Felgendrang nach außen.
Nachdem alle Anbauteile der Karosse wie Türen, Haube etc. erneuert wurden, kamen noch einige Kleinigkeiten wie zum Beispiel die obligatorischen Audi-Türgriffe zum Einsatz. Auch bei der Farbgebung hielt sich Gregor an seine anfangs gegebene Devise und ging mit fünf Litern „classic grün metallic” zu seinem Lackierer. Dieser versiegelte schließlich den neuen Lack mit sechs Litern Klarlack.
Bei Matthias lief es von Beginn an etwas anders. Als er Anfang 1991 den Entschluß faßte, sich ausgerechnet einen Einser-Polo aufzubauen, war er der Meinung „Tiefer, breiter, härter!” verfallen, denn damals war das noch alles „richtig cool” (O-Ton). So entschied er sich, seinen Wagen, der auf Rohkarossenbasis mit rund 75 Prozent originalen VW-Neuteilen aufgebaut wurde, im eher auffälligen „maritimblau”, welches damals noch bei Porsche geordert werden mußte, zu lackieren. Vorher plazierte er jedoch Golf-I-Radläufe an den Seitenteilen, um der RS-Optik gerecht zu werden.
Beim Fahrwerk hatte Matthias damals noch keine große Wahl, denn um die Karosse dem Erdboden näher zu bringen, gab es nur wenige Möglichkeiten. Eine davon hieß „De Carbon”. Also besuchte er die in Burscheid ansässige Firma Muhr und besorgte sich ein dementsprechendes Fahrwerk mit M&H Spezialdämpfern in RS-Abstimmung.
Gregor hatte zum Zeitpunkt der Fertigstellung, was das Fahrwerk anging, nur einen Grundsatz: „Ein Schraubfahrwerk muß her!”. So bekam sein vierrädriges Hobby eine saftige Untersützung aus dem Hause Fichtel & Sachs. Hinzu gesellten sich noch ein 20 Millimeter Stabi sowie ein Querlenker mit Uniballgelenken.
Eine der wenigen Übereinstimmungen beider Fahrzeuge war der Einbau der G40 Bremsanlage, die für die nötige Verzögerung sorgt. Jedoch wurde bei Matthias´ blauem Renner auch eine entsprechende Hinterachse mit Stabi verbaut. Und auch bei der Motorisierung kam man auf keinen gemeinsamen Nenner. Nachdem Matthias mit seinem 1,4-l-Vergaser-Treibwerk „nichts als Probleme” hatte, entschied er sich nach einigem hin und her, auf die drehmomentstärkere G40-Technik umzurüsten. Ein Ladermotor war schnell gefunden und die komplette Technik konnte nach einigen Anpassungsarbeiten relativ zügig in das inzwischen 17 Jahre alte Coupé implantiert werden. Nach dem Schlachtfest wurde der Spender-G zu einem handlichen Würfel geformt.
Schon die erste Probefahrt überzeugte ungemein, denn der PY-Motor hatte leichtes Spiel mit dem 596 Kilogramm „schweren” Polo-Light. Doch der Schock folgte prompt. Nach genau 748 Kilometern lernte Matthias den fast 4 000 Mark teuren Alptraum aller G-Fahrer kennen. Nach einem leichten Säuseln verabschiedete sich der Spirallader und man tuckerte gemütlich mit 75 Pferden und imposanter Rauchfahne nach Hause. Mit viel Glück und Vitamin B besorgte er sich einen selektierten Lader direkt vom Hersteller. Dieser verrichtet nun brav seinen Dienst mit 1,1 bar Druck (bei serienmäßigem Laderraddurchmesser!).
Gregor hält wiederum nichts von Ladermotoren. Seine Meinung gibt er mit einem Zitat kund: „´N Einser muß brüllen!!!”. Zwischenzeitlich optimierte er seinen 1 300er Schlepphebelmotor mit einer erleichterte Kurbelwelle, die zusammen mit dem Schwungrad feingewuchtet wurde. Dazu gesellte sich ein angepaßter Zylinderkopf mit erweiterten und polierten Kanälen sowie eine 296 Grad Nockenwelle. Um die Füllung der Brennräume kümmern sich zwei 45er Weber-Vergaser. Damit die Abgase möglichst problemfrei abgeführt werden können, plazierte er auf der Auslaßseite einen Schrick-Fächerkrümmer, ein Gruppe-A-Mittelrohr und einen Endtopf vom Audi 200 turbo. Durch das relativ kurze 60 PS 4-Gang-Getriebe mit 75%iger Zugsperre und den daraus resultierenden Drehzahlen jenseits von 7 000 U/min wird das Aggregat durch einen Audi 100-Kühler und einen Ölkühler auf humaner Temperatur gehalten.
Damit das Rennsportvergnügen auch im Inneren der Fahrzeuge zu spüren ist, findet man auf beiden Seiten Sparco-Vollschalen, Bügel, Käfige und ein obligatorisches 32er Momo-Lenkrad. In Gregors Renner hat sogar noch eine Alpine-Hifi-Anlage mit diversen Endstufen und Lautsprechersystemen Platz gefunden. Matthias kann darüber nur lächeln: „Alles unnötiges Gewicht!”.
Hier endet der Einblick, den die beiden Freunde uns gewähren. Ihre Freundschaft jedoch endet nicht, denn bekannter Maßen erhalten Gegensätze die Freundschaft. MB#