Bundesministerin Künast eröffnet gemeinsam mit Volkswagen und DaimlerChrysler ersten internationalen BTL-Kongress in Wolfsburg
Der Bereich synthetischer Biokraftstoffe, auch Biomass-To-Liquid- oder BTL-Kraftstoffe genannt, gewinnt weiter an Dynamik: Nachdem das Bundesverbraucherministerium Anfang Oktober bereits das Netzwerk BTL-Informationsplattform für Wissenschaft und Industrie ins Leben rief, eröffnete Bundesverbraucherministerin Renate Künast heute den ersten internationalen Kongress zu den Biokraftstoffen der Zukunft in Wolfsburg.
„Wir wollen weg vom Öl – dafür müssen wir Strategien entwickeln. Die BTL-Kraftstoffe sind da eine interessante Option. Sie verfügen über günstige technische Eigenschaften, nutzen alle Arten von Biomasse und tragen zum Klimaschutz bei. Ihre zügige Weiterentwicklung ist daher Teil der neuen Kraftstoffstrategie der Bundesregierung“, so Künast.
Veranstaltet wird der Kongress vom Bundesverbraucherministerium in Kooperation mit der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR), der Volkswagen AG und der DaimlerChrysler AG. Im Forum Autovision in Wolfsburg werden bis morgen 25 Referenten vor rund 270 internationalen Teilnehmern über aktuelle Forschungsergebnisse und die zukünftige Bedeutung der synthetischen Kraftstoffe aus Biomasse sprechen.
Volkswagen und DaimlerChrysler haben im Rahmen der Tagung gemeinsam eine Ökobilanz-Studie an Bundesministerin Künast übergeben. Diese Studie kommt zu dem Ergebnis, dass BTL-Kraftstoff im Vergleich zu konventionellem Diesel über den gesamten Lebenszyklus Treibhausgas-Einsparungen von 61-91 Prozent erzielen kann. Darüber hinaus werden auch die zum Sommersmog beitragenden Kohlenwasserstoff-Emissionen durch BTL-Kraftstoff um ca. 90 Prozent gesenkt.
Herbert Kohler, Leiter der Forschungsdirektion Fahrzeugbau und Antrieb der DaimlerChrysler AG und DaimlerChrysler Umweltbevollmächtigter erläutert:“DaimlerChrysler sieht im Rahmen seiner fünfstufigen Roadmap hin zur nachhaltigen Mobilität den emissionsfreien Brennstoffzellenantrieb als die langfristig vielversprechendeste Antriebsart der Zukunft. BTL-Kraftstoffe sind darin ein wichtiger kurzfristig umsetzbarer Baustein, um über die gesamte Fahrzeugflotte hinweg die Emissionen wirksam zu reduzieren. Aufgrund der Schwefel- und Aromatenfreiheit schneidet der BTL-Kraftstoff wie erwartet bei den Rußpartikelemissionen sowie bei auch bei Kohlenwasserstoff und Kohlenmonoxid-emissionen deutlich besser als fossiler Kraftstoff ab.“ Ein weiterer Vorteil ist die Möglichkeit, den Kraftstoff im Herstellungsprozess an die motorischen Anforderungen anzupassen. Die Verbrennung kann dadurch optimal und äußerst emissionsarm erfolgen.
„Volkswagen hat ein originäres Interesse daran, auf die Frage der Antriebe und Kraftstoffe von morgen eine nachhaltige und zukunftsfähige Antwort zu finden“, erklärte Matthias Rabe, Leiter Konzernforschung der Volkswagen AG, auf dem Kongress. „Nur dann kann individuelle Mobilität Bestand haben. Mittelfristig setzen wir auch aus Infrastruktur-Gründen auf BTL-Kraftstoffe, ehe langfristig die wasserstoffbetriebene Brennstoffzelle erwartet werden könne“, so Rabe weiter. SunDiesel – so wird der Pflanzensprit genannt – lasse sich problemlos in den heutigen Motoren nutzen und über das bestehende Tankstellennetz verteilen. Auch Beimischungen zu herkömmlichem Kraftstoff seien in beliebigem Verhältnis möglich.
Da zur Herstellung von Biokraftstoffen die gesamte Pflanze zur Kraftstofferzeugung genutzt werden kann, wird das Mengenpotenzial von BTL-Kraftstoffen als besonders groß eingeschätzt. Erste Berechnungen der FNR gehen von rund 3 300 Litern Kraftstoff pro Hektar aus. BTL-Kraftstoffe können ab 2010 eine realistische Alternative zu herkömmlichen Kraftstoffen werden.
Bislang existieren in Deutschland und im europäischen Ausland einige Versuchs- und Pilotvorhaben. DaimlerChrysler und Volkswagen kooperieren mit der Choren Industries GmbH in Freiberg, die unter dem Markennamen „SunDiesel“ ersten BTL-Kraftstoff produziert.